Infanteriewaffen:
Die Verwendung gepanzerter Scharten war unumgänglich um die Beweglichkeit der Waffen zu erhalten und trotzdem das Werk nach aussen hin abzudichten zu können und somit im Inneren den Überdruck zu wahren. Im Gegensatz zu den Bunkern des Atlantikwalls waren bei der Maginotlinie die Scharten komplett verschlossen und gepanzert. Bloß die Rohre/Läufe der Waffen waren sichtbar. Damit die Waffen beweglich blieben wurden Spezialgelenke in die Scharten eingabaut in die dann die Waffen eingesetzt werden konnten.
Maschinengewehr-Scharte (FM-Scharte) zur Eingangs- und/oder Grabenverteidigung:
MG-Scharte zur Eingangsverteidigung am Bunker 3 des Infanteriewerks Laudrefang (A37). |
MG-Scharte zur Grabenverteidigung des Unterstandes Hettange-Grande. |
MG-Scharte der Kasematte Grand Lot von aussen (l) und von innen (r) betrachtet.
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Artilleriewerk Anzeling (A25) - Mannschaftseingang.
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Bestückte MG-Scharte in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
Bestückte MG-Scharte in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
Die kleinen MG-Scharten dienten vor allem der Eingangs- und Grabenverteidigung. Diese Scharten fanden aber nicht nur in den Kampfbunkern Verwendung sondern sie wurden auch zum Teil in den Hohlgängen eingesetzt um das Innere des Werkes zu schützen (im Falle einer Invasion des Werkes durch den Feind). Scharten, in denen kein MG eingesetzt war konnten von innen verschlossen werden. Bestückt waren die MG-Scharten mit MG's des Kalibers 7,5 mm Modell 1924/29 (französische Bezeichnung: FM 1924/29; FM = Fusil Mitrailleur = Maschinengewehr). |
Auswurfrohr für Handgranaten :
Auswurfrohr für Handgranaten in der Kasematte Grand Lot. |
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Auswurfrohr für Handgranaten in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
Auswurfrohr für Handgranaten in der Kasematte Grand Lot. |
Die Granatauswurfrohre dienten der Sicherung des Nahbereichs (Graben) um den Bunker. Falls der Feind es bis hierhin geschafft hätte wäre er für die Bunkergeschütze unerreichbar gewesen. Anfangs plante man eine zusätzliche, nach unten gerichtete oder tiefer gelegene Scharte, um den Graben zu bestreichen. Da diese Lösung aber teuer war und einen zusätzlichen MG-Schützen erforderte entschied man sich für das Auswurfrohr für Handgranaten (in der Nähe einer Scharte). Das Rohr hatte eine Länge von einem Meter und führte in einem 45°-Winkel in Graben. Dieses System ermöglichte das Einsetzen einer Handgranate (Typ F 1) nach dem Aufklappen der oberen Hälfte des Rohres. Nachdem die Handgranate eingesetzt war wurde das Rohr wieder verschlossen und durch eine vorgespannte Feder nach aussen geschossen. |
Zwillings-Maschinengewehr:
Bei den Infanteriescharteneinsätzen wurden anfangs vier Modelle entwickelt:
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Die Scharteneinsätze Modell 1929 Nummer 1, 2 und 3 unterscheiden sich in hinsichtlich ihrer Größe und erlauben den Einsatz des Zwillings-MG's, des 13,2 mm Maschinengewehrs und der 37 mm PAK. Das Modell 1 kam nur in der Rheinkasematten zum Einsatz.
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Der Scharteneinsatz Modell 1929 Nummer 4 erlaubt den Einsatz des Zwillings-MG's und der 47 mm PAK.
Durch die Entwicklung der Kombinationswaffe für Kasematten (25 mm PAK Modell 1934 "Hotchkiss" und 7,5 mm Zwillings-MG MAC 31) mussten auch die Scharteneinsätze an diese Waffe angepasst werden. So entstanden weitere drei Modelle: die Modelle 1934 Nummer 11, 12 und 13. Einzig das Modell Nummer 12 wurde wirklich gebaut.
Zwillings-MG des Infanteriewerks Bois de Bousse (A24) - Bunker 2. |
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Zwillings-MG in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
Zwillings-MG in der Kasematte Grand Lot. |
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Zwillings-MG in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
Zwillings-MG (rechts) und 47 mm PAK in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
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Zwillings-MG des Infanteriewerks Immerhof (A10).
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Zwillings-MG in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
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Zwillings-MG in der Kasematte Grand Lot. |
Zwillings-MG in der Kasematte Grand Lot. |
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Alle PAK-Scharten, sei es die 3,7 cm PAK oder die 4,7 cm PAK, waren so ausgelegt, daß sie auch den Einsatz eines Zwillings-MG's erlaubten. Durch das Zurückführen der, zwischen zwei Eisenträgern rollend befestigten, PAK wurde die Scharte frei und ein Zwillings-MG konnte in die Scharte geklappt werden (s. Fotos). Neben den PAK/Zwillings-MG-Scharten der Bunker und Kasematten befand sich immer eine weitere Scharte für Zwillings-MG. Anfangs wurden zwei normale Maschinengewehre FM 1924/29 zu einem Zwillings-MG kombiniert (die beiden Waffen waren hierbei vertikal leicht versetzt). Das eigentliche Zwillings-MG, welches für den Einsatz in diesen Scharten vorgesehen war waren zwei MAC 31 (MAC = Manufacture d'Armes de Chatelleraut = Waffenfabrik Chatelleraut). Zwei dieser MAC 31 bildeten ein Zwillings-MG. Diese Kombination wurde auch "jumelage REIBEL" (jumelage = Zwillingsanordnung) genannt, nach dem Namen des Generals welcher sich am 16. Oktober 1930 für den Einsatz dieser Waffer in der Maginotlinie entschied. Erste Tests wurden am 24. Dezember 1931 an der Kasematte Kanfen Ost durchgeführt. Geschossen wurde abwechselnd mit beiden Läufen damit die Waffe abkühlen konnte. Für die Kühlung waren pro Lauf täglich 20 Liter Wasser erforderlich. Beide Waffen, das FM 1924/29 und das MAC 31, verschossen 7,5 mm Munition Modell 1929.
Eigenschaften des MAC 31:
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47 mm-Panzerabwehrkanone:
47 mm Panzerabwehrkanone in der Kasematte Grand Lot. |
Panzerabwehrkanone 4,7 cm des Artilleriewerks Fermont (A2) - Munitionseingang. |
47 mm Panzerabwehrkanone in der Kasematte 35-3 in Marckolsheim (Elsass). |
47 mm Panzerabwehrkanone in der Kasematte Grand Lot. |
37 mm-Panzerabwehrkanone:
Panzerabwehrkanone 3,7 cm des Infanteriewerks Sentzich (A16). |
Panzerabwehrkanone 3,7 cm und Zwillings-MG des Infanteriewerks Sentzich (A16). |
Hotchkiss-Maschinengewehr Kaliber 13,2 mm Modell 1930:
Einige Kasematten in den Ferstungsabschnitten Rhein und Vogesen waren zu klein um eine 37 mm oder 47 mm PAK unterzubringen. Damit diese Kasematten sich trotzdem gegen Panzer verteidigen konnten installierte man hier ein Maschinengewehr des Kalibers 13,2 mm Modell 1930 "Hotchkiss", welches anfangs zur Flugzeugabwehr bestimmt war. Dieses MG konnte durch ein Reibel-Zwillings-MG ausgetauscht werden (dieser Austausch erfolgt annähernd so wie bei der 37 mm PAK). Bei der verschossenen Munition handelt es sich entweder um normale Kugeln Modell 1935 oder um panzerbrechende Kugeln Modell 1935 P (mit einem Tungsten-Kern).
Artilleriewaffen:
81 mm Granatwerfer/Mörser Modell 1932:
81 mm Granatwerfer. (Quelle unbekannt) |
Die beiden 81 mm Granatwerfer von Bunker 15 des Artilleriewerks Métrich (A17). |
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Eine 81 mm Granatwerferscharte: Bunker 15 des Artilleriewerks Métrich (A17). |
Die gleiche Scharte näher betrachtet. |
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Infanteriewerk Laudrefang (A37) Bunker 1: Oben eine Scharte für Zwillings-MG und eine Scharte für Zwillings-MG und 4,7 cm PAK; Unten die beiden 81 mm Granatwerferscharten. |
Infanteriewerk Laudrefang (A37) Bunker 3: 81 mm Granatwerferscharte (innen) ohne Waffe. |
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Der 81 mm Granatwerfer Modell 1932 ist eine Weiterentwicklung der 81 mm Infanteriegranatwerfers Modell 1927/31 "Stokes-Brandt" mit 3600 Metern Reichweite. Diese Waffe war fest in einem Winkel von 45° eingebaut. Horizontal konnte die Waffe nach rechts und nach links ausgerichtet werden, vertikal war das Zielen nur durch die Variation der Treibladung möglich. Der 81 mm Granatwerfer Modell 1932 wurde auch in Geschütztürmen eingebaut.
Eigenschaften der 81 mm Granatwerfer:
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135 mm Haubitze Modell 1933:
135 mm Haubitze Modell 1933 (Anzeling A25 Bunker 5). |
135 mm Haubitze Modell 1933 (Anzeling A25 Bunker 5). |
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Die 135 mm Haubitzenscharte von Bunker 9 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19). |
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Die 135 mm Haubitze wurde eigens für den Einsatz in Befestigungen entwickelt. Die Geschützturmwaffe ist identisch mit der Kasemattenwaffe. Die 135 mm Haubitze wurde eingesetzt um Annäherungsversuche des Feindes in der Nähe des Bunkers zu zerschlagen.
Eigenschaften der 135 mm Haubitze:
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75 mm Kasemattengeschütz Modell 1929:
Beispiel für ein Bunker mit drei 75 mm Geschützen Modell 1929 (Hackenberg Bunker 5). (Quelle: MARY, J.Y.; HOHNADEL, A.: Hommes et ouvrages de la ligne Maginot, Tome 2, 2001) |
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Die drei 75 mm-Geschütze von Bunker 8 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19). |
Eines der drei 75 mm-Geschütze von Bunker 8 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19). |
Eines der drei 75 mm-Geschütze von Bunker 8 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19).
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Eines der drei 75 mm-Geschütze von Bunker 8 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19).
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Die drei 75 mm-Geschütze von Bunker 5 der Artilleriewerkgruppe Hackenberg (A19).
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Die hinteren Geschütze sind 75 mm-Geschütze, das vordere Geschütz ist ein 135 mm Geschütz.. Der Bunker 5 des Artilleriewerks Rochonvillers (A08) ist der größte Kampfbunker Nordostfrankreichs. |
Das 75 mm Kasemattengeschütz Modell 1929 ist eine Weiterentwicklung des berühmten 75 mm Feldgeschützes Modell 1897 welches im Ersten Weltkrieg sehr erfolgreich eingesetzt wurde. Seine Hauptcharakteritika sind eine hohe Treffsicherheit und eine schnelle Schussfolge. Das 75 mm Geschütz hatte eine Reichweite von 11000 Metern. Insgesamt wurden 30 Exemplare dieser Waffe als Kasemattengeschütz verbaut. |
75 mm Kasemattengeschütz Modell 1932:
75 mm-Geschütz Modell 1932. (Quelle unbekannt)
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Beispiel für ein Bunker mit drei 75 mm Geschützen Modell 1932 (Latiremont Bunker 6). (Quelle: MARY, J.Y.; HOHNADEL, A.: Hommes et ouvrages de la ligne Maginot, Tome 2, 2001) |
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Der Bunker 4 des Artilleriewerks Fermont (A2) mit seinen drei 75 mm-Geschützen. Außerdem besitzt dieser Bunker noch eine GFM-Kuppel und eine Zwillings-MG-Kuppel.
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Eines der drei 75 mm-Geschütze von Bunker 4 des Artilleriewerks Fermont.
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Bunker 6 des Artilleriewerks Latiremont (A3): Zwei der drei 75 mm Scharten. Außerdem besitzt dieser Bunker noch zwei GFM-Kuppeln.
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Bunker 5 des Artilleriewerks Latiremont (A3): Die drei 75 mm Scharten. Außerdem besitzt Bunker 5 noch zwei GFM-Kuppeln und eine Granatwerferkuppel. |
Das 75 mm Kasemattengeschütz Modell 1932 ist ein Schnellfeuergeschütz mit geringem Rückstoss und wurde als Flankierungsgeschütz eingesetzt. Im Vergleich zum gleichen Geschütz Modell 1897 besitzt das 1932er Modell ein um 30 cm kürzeres Geschützrohr. Dieses Modell sollte das 1929er Modell ersetzen. |
75 mm Kasemattengeschütz Modell 1932 R:
75 mm-Geschütz Modell 1932 R. (Quelle unbekannt) |
Die beiden 75 mm-Geschütze von Bunker 4 des Artilleriewerks Billig (A18). |
75 mm Geschütz Modell 1932 R (Hackenberg Bunker 25). |
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Das 75 mm Kasemattengeschütz Modell 1932 R ist eine Schnellfeuerwaffe mit geringem Rückstoß und sollte anfangs in den Flankierungsbunkern der Großwerke zur Sicherung der Panzergräben zum Einsatz kommen. Ab Juni 1933 wurden auch einige andere Flankierungsbunker mit dieser Waffe ausgestattet. Insgesamt wurden 9 Exemplare dieses Geschützes verbaut. |
Eigenschaften der 75 mm Kasemattengeschütze:
Modell | 1929 |
1931 |
1932 |
1932 R |
1933 |
Reichweite (m) | 12100 |
6000 |
11900 |
9200 |
11900 |
Schuß/Minute | 12 |
12 |
12 |
12 |
12 |
Länge des Laufes (m) | 2,721 |
1,371 |
2,421 |
1,555 |
2,421 |
Rechtsdrall (Windungen) | 24 |
12 |
24 |
24 |
24 |
Gewicht (kg) | ca. 2315 |
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Horizontales Schußfeld | 45° |
45° |
45° |
45° |
45° |
Vertikales Schußfeld | -8° bis +40° |
-3° bis +35° |
-8° bis +40° |
-17 bis +34° |
-9° bis +40° |