Feste Ober-Gentringen / Fort de Guentrange

Die (deutsche) Feste Ober-Gentringen wurde zwischen 1899 und 1905 nordwestlich von Thionville) erbaut. Ihre Aufgabe war es, die Moselübergänge in Thionville gegen einen französischen Angriff von der lothringer Hochebene her zu schützen und die Befestigungswerke der Stadt Metz nach Norden hin zu erweitern.

Nach dem Kriege von 1870-1871 wurde Elsass-Lothringen dem deutschen Reich angeschlossen. Um das Reich vor einem französischen Angriff zu schützen, wurde die Moselstellung mit Werken um Metz, sowie Illingen, Gentringen und Koenigsmachern erbaut. Diese Festungen sollten die Eisenbahnknotenpunkte Metz und Diedenhofen schützen. Der Kriegsplan Schlieffen-Moltke sah einen Massenangriff der deutschen Truppen durch Belgien und Luxembourg vor; dabei sollte der Angriff des starken französischen rechten Flügels vor den Festen um Metz und Diedenhofen zum Scheitern gebracht werden.

Das Bauprinzip dieser und anderer, in diesem Zeitraum erbauten deutschen Festen, wich erheblich von den bis dahin in Frankreich und im Deutschen Reich gebräuchlichen Form ab. Bisher waren Festungsanlagen klar begrenzte Areale, die von einem gezackt verlaufenden Festungsgraben umgeben waren. Die "Feste Obergentringen" ist weniger klar abgegrenzt: hier sind gepanzerte Turmgeschützbatterien, betonierte Kasernenanlagen und weitläufig im Gelände platzierte Unterstände durch unterirdische Gänge miteinander verbunden. Jedes einzelne Objekt ist durch Drahtverhaue und Gräben geschützt. Die gesamte Anlage ist (bzw. war) von einem 30m breiten Drahthindernis umgeben. Das gesamte Gelände konnte von 27 Beobachtungsposten (den sogenannten "Schnecken", escargots) überwacht werden.

1905 war die Feste einsatzfähig. Die drei, teiweise unterirdisch in den Höhenkamm eingebetteten, Kasernen waren aus nichtarmierten Beton (3m Deckenplatte) gebaut. Die Rückwand bestand aus 1,5m starkem Mauerwerk. Ihre Ausdehnung beträgt 345 Hektar. Vorräte waren für drei Monate vorgesehen

Die zwei Panzerbatterien waren mit je 4 Drehtürmen (System Schuhmann) für 105 mm Kurzrohrkanonen (10 cm T.K.) mit 9700m Reichweite ausgestattet.

Die Kasernen und Panzerbatterien waren von betonierten Infantriegräben mit 7 Bereitschaftsräumen umgeben. Jeder dieser Bereitschaftsräume hat eine Fassade aus Naturstein und einen gepanzerten Infantriebeobachtungsstand.

Im Rahmen der Verstärkungsbauten, ab 1910, wurde die gesamte Höhe von einem weiteren Drahtverhau umgeben, welches durch sechs starke Kontrescarpe-MG-Grabenstreichen flankiert waren. Zusätzlich errichtete man im Nordteil der Feste weitere Infantriegräben mit drei Bereitschaftsräumen.

Die neuen Werke waren ebenfalls durch tiefe, unterirdische Gänge verbunden, die zur Innenverteidigung mit Gittertüren, Panzertüren und Minenkammern versehen waren.

Um besser gegen einen Angriff in den Rücken gewappnet zu sein, verkleidete man die rückwärtigen Kasernenfassaden mit einer doppelten Eisenbetonschicht. Die Fensteröffnungen wurden verschlossen und durch Schießscharten ersetzt.

Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 begann das Deutsche Heer mit der Räumung Elsaß-Lothringens. Die französische Armee rückte nach und besetzte am 19. November die unbeschädigte Feste. Die französischen Militärs waren über das Ausmaß der Anlagen und die umfangreiche Ausstattung an modernen elektromechanischen Einrichtungen und Fernsprechanlagen erstaunt, die in den damaligen französische Forts so nicht vorhanden war. Die Arbeiten an der Feste wurden 1916 mit dem Einbau einer Zentralheizung beendet.

Zu den Fotos.

 

1930 wurde die Feste in die Maginotlinie eingegliedert. Zwischen 1932 und 1934 wurden die Kurzrohrkanonen (105mm) der acht Geschütztürme der Feste durch Langrohrkanonen ersetzt. So wurde eine Reichweite von 12.700 m erreicht, wodurch die Bunkeranlagen der Maginotlinie zwischen Tressange und Metrich wirkungsvoll abgedeckt werden konnten.

1940 wurde die Feste von der Wehrmacht besetzt und genutzt.

Im September 1944 konnten Vorauseinheiten der US-Armee die Feste Ober-Gentringen einnehmen. Da sie nicht sicher waren, ob sie das Gelände halten konnten und um eine Wiederverwendung durch die Wehrmacht im Falle einer Wiedereroberung zu verhindern, sprengten sie die Geschützrohre.

Nach dem 2. Weltkrieg diente die Feste dem 25. französischen Artillerieregiment über 15 Jahre lang als Munitionsdepot. 1971 wurde das Depot aufgelöst.

Vor einigen Jahren haben sich Heimatkundler und militärisch Interessierte der Feste Ober-Gentringen angenommen. Heute ist die Feste Obergentringen, die einst fast 2000 Mann Quartier bot, ein Museum und kann besucht werden. wurden in Museumsräume und Ausstellungssäle umgestaltet (Öffnungszeiten weiter unten). Panzertürme, Dieselmotoren und viele andere Anlagen wurden instandgehalten und bieten dem Besucher einen lebendigen Einblick in die Militärgeschichte.

 

 

 

Deutsche Garnison: 1909-1910, 8. Fußartillerieregiment, ab 1913 16. Fußartillerieregiment.

Französische Garnison: 1939-1940, Abteilung des 168. Festungsinfanterieregiments und des 151. Festungsartillerieregiments.

 

Fort de Guentrange

 

Öffnungszeiten und Führungen:

Von Mai bis September jeden Samstag und Sonntag um 15:00 Uhr.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Feste Obergentringen.

 

 






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